Schadensersatz, Vertragsrecht, Arbeitsrecht: Wie kamen Sie zu dieser nicht alltäglichen Schwerpunktsetzung?

Es sind Schwerpunkte, die meinen Interessen folgen, in denen ich etwas bewirken kann. Im Schadensersatzrecht geht es darum, Dinge wieder ins Lot zu bringen, das Auszugleichen, was ausgeglichen werden kann. Besonders interessieren mich Fälle, in denen es ein strukturelles Ungleichgewicht zwischen den Parteien gibt, beispielsweise der Geschädigte Ersatz gegenüber einem großen Unternehmen geltend macht oder Opfer von Straftaten eine Entschädigung durch die Täter oder den Staat erreichen wollen.

Am Vertragsrecht reizt mich als erstes die Kreativität und Akribie, mit der man tätig sein muss, wenn man Vertragswerke gestaltet. Es hängt in einzelnen Fällen beispielsweise der Fortbestand eines Unternehmens von einem Halbsatz in einem Vertrag ab.  Genauso kann man aber mit einen vorausschaeun gestalteten Vertrag viele Konfliktsituationen im vornherein umschiffen. Das strategische Denke, das hierbei von Nöten ist, macht mir Spaß, und genauso natürlich die Verhandlungen mit den Vertragspartnern meiner Mandanten.

Während mich die beiden anderen Themenfelder schon immer interessierten, war das Arbeitsrecht erst Liebe auf den zweiten Blick. Die Besonderheit besteht darin, dass ich sowohl vernünftige und faire Arbeitgeber als auch ebensolche Arbeitnehmer unter meinen  Mandanten habe. Dadurch kenne ich beide Seiten und kann die Interessenlagen sowie die jweileigen stärken und Schwächen gut nachvollziehen. Dabei geht es mir in den Fällen immer um mehr als z.B. die Abwehr einer Kündigung oder die Verhandlung eines lukrativen Aufhebungsvertrags. Ich habe immer den Mandanten im Blick, dessen langfristige Interessen der Maßstab für die richtigen Maßnahmen sind.

Sie waren ja auch schon für die Vereinten Nationen tätig und verfügen über eine starke internationale und europarechtliche Ausrichtung – warum nicht Brüssel oder Genf, sondern Rosenheim?

Zu dieser Frage fällt mir ein Titel der Sportfreunde Stiller ein: „New York, Rio, Rosenheim“. Damit meine ich, dass sich Arbeiten auf internationalem Niveau und der Genuss der hohen Lebensqualität im Chiemgau durchaus vereinbaren lässt. Natürlich bin ich für Mandate oder im Rahmen der Expertentätigkeit gerne im In- und Ausland unterwegs. Besonders interessiert mich aber – und dem bin ja auch in meiner Dissertation nachgegangen – wie sich transnationales Recht ganz konkret vor Ort auswirkt.
Ein Beispiel: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Deutschland mehrmals wegen zu lange dauernder Gerichtsverfahren verurteilt. Daraufhin hat der Gesetzgeber reagiert und Regeln geschaffen, die dies verhindern bzw. für Entschädigung sorgen sollen (§§ 198 ff. GVG). Ob diese Regeln den menschenrechtlichen Anforderungen genügen und ob sie überhaupt eingehalten werden, kann in jedem Verfahren vor einem örtlichen Gericht relevant werden. Es gibt viele solche Beispiele, in denen internationales oder europäisches Recht den einzelnen Menschen vor Ort schützt. In der Rechtspraxis muss die Einhaltung dieser Rechte aber oftmals energisch eingefordert werden, wenn nötig über mehrere Instanzen. Kurzum, das transnationale Recht beeinflusst die tägliche Praxis so stark, dass es auch in der Heimat auf diesem Gebiet genug zu tun gibt.

Warum sind Sie Rechtsanwalt geworden und was macht Ihnen am meisten Spaß an Ihrem Beruf?

Als Rechtsanwalt in eigener Kanzlei hat man das Höchstmaß an Unabhängigkeit und kann das Berufsleben selbst gestalten. Durch eine starke Vernetzung mit ausgesuchten Kolleginnen und Kollegen kann ich, wann immer es der konkrete Fall erfordert, auch in einem engagierten Team arbeiten. Das Beste an diesem Beruf ist für mich aber, dass man etwas bewegen kann, dass man Menschen hilft, und dass man gelegentlich auch für ein kleines Stück Gerechtigkeit sorgen kann.

Die Juristerei gilt als ein sehr einnehmender Beruf.
Was findet jenseits von Robe und Gesetzbüchern Ihr Interesse?

Vieles! Ein Jurist, der nur in seiner Welt aus Paragraphen und Urteilen lebt, ist ja eine Katastrophe. Bei der Juristerei geht es schließlich um die Lebensrealität der betroffenen Menschen. Seit vielen Jahren führe ich nebenberuflich ein Unternehmen im Sportbereich und interessiere mich für nachhaltiges unternehmerisches Handeln. Zudem bin ich in verschiedenen ehrenamtlichen Initiativen tätig. Mit meiner Ehefrau, den beiden Töchtern und unserem Hund bin ich wann immer es geht in unseren Chiemgauer Hausbergen unterwegs, zu Fuß, mit dem Mountainbike oder den Skiern. Auch der Leistungssport macht mir nach wie vor viel Spaß, insbesondere der Ultra-Ausdauersport Adventure Racing. Und schließlich bin ich nicht nur nach dem Sporteln auch für gutes Essen zu begeistern.

Herausforderung außerhalb des Gerichtssaals: Ultra-Ausdauersport Adventure Racing