In der brasilianischen Stadt Brumadinho brach 2019 der Damm eines mit Bergbau-Schlamm gefüllten Absetzbeckens. 272 Menschen kamen dabei ums Leben. Gemeinsam mit Nachwuchsjurist*Innen der Universität Regensburg unterstützt RA Dr. Christoph Lindner die Angehörigen der Opfer in einem deutschen Gerichtsverfahren.
Die Staudammkatastrophe in Brumadinho im Jahr 2019, die hunderte Menschenleben kostete, sorgte weltweit für Schlagzeilen und war schon in Brasilien und den USA Gegenstand von Gerichtsverfahren. In einem deutschen Prozess vor dem Landgericht München I machen hunderte Hinterbliebene der Opfer nun Schadensersatz gegen die TÜV Süd AG geltend. Diese hatte die Sicherheit des Staudamms noch kurz vor dem Unglück zertifiziert.
Ein Teil der Kläger wird von der „Strategic Litigation Unit“ (SLU) unterstützt, einer Gruppe von Nachwuchsjurist*Innen an der Universität Regensburg unter Leitung von Prof. Dr. Alexander Graser und RA Dr. Christoph Lindner. In einem Interview mit der Neuen Juristischen Wochenschrift (NJW) betonte Lindner, dass der Staudamm bei Einhaltung der notwendigen Sicherheitsstandards nicht hätte zertifiziert werden dürfen. Neben dem dringenden menschlichen Bedürfnis der Angehörigen, die Verantwortung für dieses Unrecht zu ermitteln, habe das Verfahren habe auch eine politische Dimension: „Es geht um das Verhältnis von globalem Norden und Süden, um die Haftung entlang internationaler Wertschöpfungsketten – und zugespitzt um die Frage, ob wir hier im entwickelten Norden weiterhin Profite in Schwellenländern machen, aber uns gleichzeitig hinter entsprechend konstruierten Konzernstrukturen vor den Haftungsrisiken verstecken können.“ Außerdem sei das Ressourcengefälle in dem Fall erheblich. Würden alle 180 von der SLU unterstützen Kläger ihre gesammelten Monatseinkommen für das Verfahren aufwenden, könne davon nicht einmal ein einzelner Anwalt der Gegenseite halbtags bezahlt werden.
Nachwuchsjurist*Innen streiten für soziale Zwecke
Aufgabe der SLU ist strategische Prozessführung: Dabei werden einzelne größere Gerichtsverfahren gezielt ausgewählt, die grundsätzliche Rechtsfragen aufwerfen. Diese werden von den Nachwuchsjurist*Innen über längere Zeit intensiv bearbeitet. Die Studierenden können dabei ihren eigenen fachlichen Horizont einbringen und erhalten im Gegenzug Einblicke in die Praxis, die im Studium sonst häufig zu kurz kommen. Auch bei den Mandanten komme die Mitarbeit von Studierenden gut an, berichtet Lindner: „Im persönlichen Austausch mit den Klägern bei unserem ersten Verhandlungstermin wurde schnell klar: Uns verbindet Empathie und Vertrauen, uns eint die Leidenschaft für das Recht, in dem auch die Durchsetzung von etwas Gerechtigkeit liegt.“